So, nach knapp einem Jahr Inaktivität schmeiße ich mal was in den Rumhängethread.
Was gibt's Neues?
Naja, es gibt zumindest etwas Altes: Ich habe seit einiger Zeit einen etwas älteren Rechner bei mir stehen, den ich wieder zum Laufen bringen möchte.
Konkret handelt es sich um einen
Commodore Amiga 500 (Baujahr, den Chips auf der Originalplatine nach zu urteilen: 1991; ursprünglich eingeführt im fernen Jahre 1987), samt
Commodore 1084S-D1 RGB-Monitor (Bj. Oktober 1990, als historisch wertvoll).
Wie bin ich an diese Teile gestoßen?
Um Ostern vor zwei Jahren lud ein Freund (jetzt der Gatte) meiner Cousine den Rechner mit Monitor bei meinem Cousin ab, samt drei Körben voller (sagen wir) „Sicherungskopien“ von Spielen (auf 3,5 Zoll-Disketten), Maus,
A520 RF-Modulator (zum Anschluss an die Glotze) und passendem Netzteil. So weit, so gut. Und ich war allein vom Anblick begeistert (trotz Schäden und völlig vergilbtem Äußeren).
Das Erste, was ich tat: im auf der Unterseite des Amiga befindlichen Erweiterungsschacht nach einer RAM-Karte sehen — und da war tatsächlich eine!
Ich zog das Teil sofort raus, denn die Batterien auf den Erweiterungskarten laufen aus und zerstören die Karte, und das garantiert.
Eine Batterie
war ist nicht drauf, dafür hat ein Käfer seinen Lebensabend auf der Speichererweiterung verbracht. Naja, kein Drama.
Den Amiga habe ich dann zusammen mit meinem Cousin und meinem Vater auseinandergebaut, gesäubert, wieder zusammengeschraubt und angemacht — ohne Lebenszeichen.
Das Diskettenlaufwerk war schon mal hin, denn der Auswurfknopf war weg (und dazu noch die Info: „Das Teil ist auch mal runtergefallen“). Mhm.
Den Monitor konnte ich nicht testen.
Über ein Jahr später nahm ich den Amiga mit einigen Disketten und dem kleineren Zubehör (alles außer dem Monitor) nach Deutschland — über die polnische Grenze geschmuggelt, als ginge es 1989 aus der DDR in die BRD.
In der Zwischenzeit bekam der Amiga eine neue Platine (die originale war fehlerhaft: Dem Agnus-Customchip fehlt eine Ecke, der Rechner zeigt grün).
Zu Hause habe ich den Amiga wieder gesäubert, die völlig vergilbte und kaputte US-Tastatur wurde gegen eine Deutsche ausgetauscht, und auch das Diskettenlaufwerk wurde gegen ein funktionierendes Modell ausgetauscht.
Trotzdem lief der Amiga nicht, am Fernseher kam kein Bild. Ich schob es auf die eigenwillige Ausgabe des Amiga, mit der mein LCD-Fernseher nichts anzufangen wusste. Immerhin ging der Amiga an.
Nach Neujahr 2020 nahm ich auch den Monitor mit (der ebenfalls gelb von der Sonne ist), besorgte mir ein RGB-Kabel, einen Diagnose-ROM-Chip und… das Teil lief, ein Bisschen. Der Monitor liefert am RGB-Anschluss nur R und B (wahrscheinlich ist irgendwo im Monitor etwas locker), aber mit dem TV-Modulator und Cinch-Kabeln ist das Bild dreifarbig.
Nur will der Amiga nicht wirklich an und beibt (bis auf letzte Woche Samstag und Sonntagnacht) an einem weißen Bild hängen.
Zumindest zweimal ging er richtig an, lud von Diskette
(Festplatte? Was ist das? Gibt's hier nicht!) X-Copy und zwei Spiele. Mehr ging nicht, der Rechner hängte sich auf und will seitdem nicht mehr.
Das ausgetauschte Diskettenlaufwerk liest also schon mal Disketten (und es ist relativ leise, es gibt auch laute Sägen). Auf Disketten schreiben konnte ich noch nicht.
Außerdem sind die Disketten, die ich testen konnte, verdorben.
Schade, ich wollte Sim City spielen.
Die Systemdisketten (Workbench 1.3.3, 1988) sind ebenso tot, also muss ich irgendwie Ersatz beschaffen.
Ach ja, die Speichererweiterung ist für den Müll, der Amiga sagt „nein“ (bzw. zeigt er Gelb). Doof.
Die Austausch-Platine hatte
ein ganzes MegaByte an Chip-RAM installiert. Vier der acht Chips (also 512 KiloByte) mussten wieder runter, sonst will der Rechner nicht starten (oder ich modifiziere die Platine etwas… lieber nicht).
Bill Gats hat unrecht, man braucht sehr wohl mehr als 640 KB Arbeitsspeicher!
Bei einem Bekannten meiner Eltern konnte ich vor einiger Zeit einige Disketten kopieren (zumindest hab ich das versucht… und bin wohl gescheitert, weil ich etwas falsch eingestellt habe. Ich habe das zum ersten Mal gemacht!)
Immerhin.
An dem Amiga selbst sind nur das Gehäuse und die Kabel für das Diskttenlaufwerk original, selbst die Gehäuseschrauben musste ich nachkaufen.
Anders als Viktor Frankenstein bin ich aber nicht angewiedert von meiner Kreaton, sondern begeistert.
Jetzt warte ich auf einen Glasfaser-Stift, um die Pins der Chips zu reinigen (die sind so dunklgrau angelaufen).
Die Retrotechnik-Nekromante geht also weiter, bis das Teil wieder funktioniert, wie zu alten Zeiten!
Was ich mit so einem alten Teil machen will?
Erstmal meinen Fantasy-Kram rüberschiffen, weil ich auch die Bilder dazu auf dem Amiga malen kann (Retro-Pixelgrafik kommt für Fantasy bestimmt gut an), den Soundtrack für animierte Cartoons auf dem Amiga erstellen kann und die Bilder theoretisch auf meinem MacBook mit Realfilm-Aufnahmen mischen und auf YouTube hochladen könnte (Videos mischen auf dem Amiga geht nur mit VHS-Player, und so einen habe ich lange nicht mehr).
Und natürlich kann ich
Turrican zocken, ohne Internetverbindung, DRM und Kopierschutz!
…Turbokarten für diese alten Teile werden übrgens immer noch produziert, dann kriegt es auch eine Compact Flash-Festplatte.
Was habe ich da alles sitzen?
Einen Amiga 500 (Revision 6a), kurz bevor die Produktion zugunsten des Amiga 500+ eingestellt wurde.
Ein Motorola 68000-Prozessor (7,09 MHz), die Original Chipset-Custom-Chips Paula (Sound), Denise (Grafik) und (Fat) Agnus (Speicherzugriff — eben auf das Chip-RAM) 512 KB RAM, ein 880KB Diskettenlaufwerk.
Bis zu 4096 Farben in bis zu 640x512 Pixeln (meist jedoch 320x256 und 32/64 Farben oder 640x256 und 16 Farben), digitaler Vierkanal-Stereo-Sound.
Angeschlossen ist ein Commodore 1084S-D1 RGB-Monitor (640x512 Pixel Auflösung, Stereo-Lautsprecher und Kopfhörer-Anschluss) mit dem A520 TV-Modulator und einem Cinch-Kabel für die Grafik und zwei weiteren Cinch-Kabeln für den Stereo-Ton.
Mit dabei ist eine Amiga-Maus (das Betriebssystem Amiga Workbench 1.3 ist eine grafische Bnutzeroberfläche, ähnlich MacOS oder Windows).
Wäre es ein
Amiga 600, hätte ich das Tel eiskalt ignoriert (ohne Zifferblock? Das ist was für Laptops!), einen
Amiga 1200 hätte ich, wie den 500er, mitgenommen (1992, moderneres Betriebssystem, mehr Speicher — gerne!).
Am liebsten hätte ich aber einen
Amiga 2000 stehen, am Fernseher.
Edit: Details. Viele Details.
Zweites Edit: Habe mich irgendwo vertan, jetzt ist's korrigiert
Wollt ihr noch mehr wissen? Fragt!